Geschichte und Entwicklung der Wallfahrt in Maria Neustift
Die Gnadenmadonna dürfte um 1470 entstanden sein, bevor sie 1493 ihren Platz auf dem vom Passauer Weihbischof Nikolaus Kaps der Gottesmutter und dem hl. Oswald geweihten Hauptaltar fand. Ein weihewirksamer, verliehener Ablass könnte auch ein erster Hinweis auf eine schon bestehende Verehrung des Gnadenbildes und eine bewusste Förderung seines Besuches sein.
Bis in die 1730er-Jahre existieren keine ausdrücklichen schriftlichen Hinweise für Neustift als Wallfahrtsort. Erst Pfarrer P. Norbert Stöger – Neustift war eine Pfarre des Benediktinerstiftes Garsten – ging mit besonderem Eifer daran, den damals schwer zugänglichen Ort als Wallfahrtsstätte bekannt zu machen. In einem etwa 1749 verfassten Wallfahrtsbüchlein berichtet er, dass 1693 im Zuge der Errichtung des neuen barocken Hochaltares die Marienstatue abseits an einer Mauer angebracht wurde. Da aber nach altem Brauch weiterhin neben den „in Mariam ganz verliebten Neustiftern“ viele Auswärtige hierher kamen, sich ab 1728 auf die Anrufung „Maria Heil zu Neustift“ wundersame Heilungen ereigneten und außerdem viele Wallfahrer auf dem Weg zum Sonntagberg hier eine Andacht hielten, wurde die Skulptur zunächst auf einen Seitenaltar gestellt, ehe am 24. Juli 1735 Abt Konstantin von Garsten einen eigens für sie in der alten Sakristei errichteten Altar zur Förderung der Verehrung weihte. Die Zahl der bei „Maria Heil der Kranken“ Hilfe suchenden Menschen stieg rasch an. Die größte Zahl der Wallfahrer kam aus dem Ennstal zwischen St. Gallen und Steyr sowie vom unteren Ybbstal, also dem Gebiet der „Eisenwurzen“; daneben vertrauten sich Menschen aus weiter entfernt liegenden Gegenden dem Neustifter Gnadenstatue an. Viele von ihnen brachten nach erfolgter Erhörung ihrer Bitten Opfertafeln, Wachs- und Silbervotive oder andere Opfergaben mit die in der Gnadenkapelle ausgestellt wurden. Von diesen Glaubenszeugnissen ist keines mehr erhalten, denn jene Votivbilder die den Oswaldaltar zur Rechten und zur Linken zieren, stammen aus jüngerer Zeit.
Die josephinischen Reformen brachten ab 1786 in Neustift die Wallfahrt beinahe zum Erliegen, sie konnte sich aber – wenn auch auf niedrigerem Niveau - ab den 1820er-Jahren wieder erholen und nach erfolgtem Kirchenbau (1891 – 1898) Anfang des 20. Jahrhunderts sogar einen Aufschwung erleben. Grund dafür war die Änderung des Patrozininums im Jahr 1925, als die Kirche der „Seligsten Jungfrau Maria Heil der Kranken“ geweiht wurde. Im Jahr darauf erfolgte die Neugestaltung des ehemaligen barocken Hochaltares, der der Wallfahrtskirche bis heute, als Gnadenalter ihr unverwechselbares Erscheinungsbild gibt.
Die Geschichte eines Wallfahrtsortes - ein historisches Lesebuch von Karl Krendl
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